Willkommen in Eora, Land atemberaubender Wasserfälle, antiker Ruinen und reichhaltiger multikultureller Geschichte. Bitte füttern sie die gelegentlichen Drachen nicht, das fotografieren der Leichen der seelenlos geborenen Babies die in unserem Hafenbecken dümpeln ist verboten.
  • Publ.: Paradox Interactive
  • Dev.: Obsidian Entertainment
  • Release: 26.03.15
  • Genre: Indie, Abenteuer

Pillars of Eternity

Willkommen in Eora, Land atemberaubender Wasserfälle, antiker Ruinen und reichhaltiger multikultureller Geschichte. Bitte füttern sie die gelegentlichen Drachen nicht, das fotografieren der Leichen der seelenlos geborenen Babies die in unserem Hafenbecken dümpeln ist verboten.

Fred

Pillars of Eternity ist eines der erfolgreichsten Kickstarter-Projekte dieser Zeit und der geistige Nachfolger der klassischen Infinity-Engine RPGs des vergangenen Jahrtausends. Es bietet Charakter-Interaktionen wie in Baldur’s Gate, blendend schöne und fallenübersähte Dungeons wie Icewind Dale und ein metaphysisch / philosophisch angelegtes Setting wie Planescape Torment.

Und es ist absolut ein Liebeskind von Obsidian Entertainment. Es hat zwar kleinere Macken wie zum Beispiel das unausgegorene Crafting- und Enchanting-System, sowie einige schwere aber früh gepatchte ehemalige Bugs, dafür bietet es allerdings eine überwältigend Tiefe und verdammt düstere Atmosphäre. Entscheidungen die der Protagonist treffen muss sind selten einfach nur zwischen gut und böse, so kann man sich in einem Dialog meist zwischen einer handvoll Reaktionen entscheiden, wie beispielsweise „stoisch“, „leidenschaftlich“ oder „gutmütig“. Über die Zeit bildet sich dadurch eine Reputation des Charakters und ermöglicht neue Dialog-Optionen in späteren Gesprächen, mit einem Drachen bringt einem jedoch alle Nächstenliebe Eoras nichts, hier sind Aggressivität und Hartnäckigkeit gefragt.

Im Gegensatz zu seinen Vorgängern nutzt Pillars of Eternity auch nicht das Regelwerk oder ein Setting von Dungeons and Dragons, hält aber die exakt richtige Distanz um nicht wie eine Kopie zu wirken, aber immer noch das gleiche „Feeling“ zu überbringen. Die Spielwelt ist lächerlich reich an Büchern und Dialogen die einem mehr Hintergrundwissen über die verschiedenen Rassen, Völker, Götter und Orte des Settings geben, ohne dabei aufdringlich oder geschwollen herüberzukommen. Die Vielfalt und Diversität der Zauber der verschiedenen magisch begabten Klassen ist großartig und Kämpfe laufen trotz neuem Regelwerk und dank der altbekannten Pause-Funktion sehr vertraut. Auch die Rassen sind vom Dungeons and Dragons-Universum weit genug abgewandelt, so sind Zwerge weniger Bergleute als Waldbewohner und Halblinge rauchen nicht Pfeife zwischen ihren zahlreichen Mahlzeiten, sondern sind semi-zivilisierte Sumpfbewohner die ihre Jagdbeute am liebsten roh und noch warm verzehren.

Pillars of Eternity

Zur Story möchte ich nicht viel verraten, Seelen sind von Natur aus eine recht fragile Geschichte und in Pillars of Eternity auch erstaunlich mobile. Wiedergeburt ist der normale Lauf der Dinge, aber irgendwie besteht da zur Zeit ein Problem, Neugeborene kriegen gerade keine und kommen so als „hollowborn“ auf die Welt, also mehr oder weniger in einem vegetativen Wachkoma. Das wiederum führt zu einer allgemeinen Unzufriedenheit in der Bevölkerung, genaugenommen an den Rand eines Bürgerkrieges. Den Ursprung dieses Fluches kennt niemand, angekreidet werden viele, Mütter, Seelen-Magier, Politiker, seit Jahrtausenden im Schatten agierende Sekten mit fragwürdiger Agenda? Wer weiß!

Die Story ist sehr düster, sehr mitfühlbar und öfter als man es mag hat man nur die Wahl zwischen zwei Übeln. Auch kann man nicht unbedingt mit allen Fraktionen befreundet sein, muss man auch nicht, will man vielleicht sogar gar nicht. Die Gesinnungen gut und böse werden nicht gerechnet, dafür andere Attribute. Die im Laufe des Spieles eingesammelten Gruppenmitglieder führen gerne untereinander Unterhaltungen, die oft eine humorvolle Unterbrechung in das sonst düstere Setting werfen, entwickeln aber (bis jetzt) keine Konflikte untereinander wie in Baldur’s Gate. Auch gibt es relativ wenige Gefolgsleute zum Anwerben, die vorhandenen sind allerdings schön geschrieben und bringen alle eine persönliche Nebenquest mit sich, die sich meist durch die komplette Haupthandlung hindurchziehen.

Wer Spiele wie Baldur’s Gate mochte sollte hier völlig bedient sein, bewährtes wurde beibehalten, am Rande ein wenig geschliffen, Modernisierung ohne auch nur einen Kratzer in das alte Spielgefühl zu schnitzen.

Wem das mit der Nostalgie noch nicht genügt oder wissen will wie viel besser damals alles war, sollte sich tatsächlich die Hardcopy besorgen, also die physische Kopie, Schachtel und so. Darin befinden sich ein 80-seitiges Handbuch, der digitale Soundtrack und ein Kartenposter. Pillars is tits, hands down.

    Pro:
  • fühlt sich an wie die Klassiker
  • behält dennoch seine Eigenständigkeit
  • tiefe Atmosphäre
  • Entscheidungen sind mehr als nur schwarz und weiß
    Con:
  • Festung und Crafting-System sind relativ unbedeutend

Fazit:

Überaus gelungener Nachfolger der sein schweres Erbe nicht nur stemmen, sondern auch mit Würde tragen kann. Pillars of Eternity schafft sowohl den Sprung in eine neue Welt, als auch in ein neues Regelsystem ohne das altbekannte Konzept zu entfremden. Es bringt eine Menge frischen Wind in ein beinahe totgesagtes Genre und belegt damit das entsprechende Sprichwort. Ein Addon wurde bereits angekündigt.
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